die bücherseite von just4ikarus

Sonntag, Dezember 03, 2006

clockwork orange

über den film [clockwork orange] habe ich schon geschrieben. über das konzeptalbum der toten hosen [ein kleines bisschen horrorschau] auch. und nun habe ich endlich dieses buch fertiggelesen ... und deshalb auch hier die kritik.

worum es geht? um alex. alex de large. einem jungen der anfang der 80er in england lebt, mit seinen droogs (seine "freunde") immer in die korova-milchbar geht, dort ein moloko plus trinkt (milch mit drogen), und dann durch die straßen zieht um dort unschuldige leute zu tollschocken (zusammenzuschlagen), oder das übliche rein-raus zu machen (vergewaltigung) ...

wie du vielleicht schon siehst hat anthony burgess in diesem buch die nadsat-sprache, eine sprache der jugend, erfunden. anfangs fällt es etwas schwer ... aber mit der zeit braucht man das glossar gar nicht mehr.

eines tages, er ist gerade erst 16, wird er gefasst. er kommt ins gefängnis, wird zu 14 jahren verurteilt ... doch nach 2 jahren bekommt er die möglichkeit, durch ein neues programm, in kurze wieder in die freiheit entlassen zu werden. was dann passiert ...

anthony burgess wurde 1917 geboren. bis zum jahr '59 war er lehrer, und als ihm ein unheilbarer gehirntumor und eine kurze weitere lebensdauer vorhergesagt wurde, begann er zu schreiben. er schrieb über 50 bücher, wobei "clockwork orange" [1962] das erfolgreichste war. dieser erfolg wurde schon bald von burgess verhasst und kurz vor seinem tode hat er sich gewünscht, das buch nie geschrieben zu haben. ein weiteres buch ist "napoleon symphony" [1974] ... ein buch welches extra für stanley kubrick geschrieben wurde, um es zu verfilmen. dazu ist es leider nie gekommen. gestorben ist er übrigens 1993 an lungenkrebs.

normalerweise soll man das ja nicht machen ... aber ich habe vorher den film gesehen und danach das buch. ich glaube, das hat mir geholfen, das buch zu verstehen. das buch liest sich super, die geschichte ist erschreckend, regt zum nachdenken an. und ist für jeden wirklich weiterzuempfehlen ...

ot: clockwork orange
autor: anthony burgess
seiten: 223
verlag: heyne
veröffentlichungsjahr: 1962
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eigene wertung: 1

Samstag, Dezember 02, 2006

büchereinkauf


  • franz kafka - das urteil und weitere prosa (reclam)
  • franz kafka - der prozeß (suhrkamp)
  • michel houellebecq - elementarteilchen (ullstein)
  • franz kafka - das schloß (suhrkamp)
  • franz kafka - brief an den vater (reclam)

Donnerstag, November 30, 2006

wolken.heim.

eigentlich dachte ich ja, dass ich mit den büchern der frau jelinek nichts anfangen kann. "die klavierspielerin" war mein letztjähriges referatbuch, ich habe es nie weiter als bis zur seite 40 gelesen. zu ... verrückt war es. aber ich kaufte mir, von nobelpreis überrascht, das buch "wolken.heim". fand es ebenso verrückt, ließ es liegen zuhause. und erst jetzt nahm ich mir vor es zu lesen. eine gute entscheidung.

dass dieses buch ein stück sein soll, habe ich erst über das nachwort kapiert. es ist ein 27 seiten langer monolog. in einer wunderbar-konfus-genialen sprache, voll mit zitaten, verweisen und wiederholungen. das buch zeigt all das auf, was von vielen unbeachtet wird. das übertriebene wir-gefühl der deutschen, den deutschen chauvinismus.

elfriede jelinek ist zurzeit österreichs umstrittenste und vielleicht auch beliebteste schriftstellerin. die klavierspielern ist das bekannteste buch, gier oder lust sind weitere. mit dem gewinn des literaturnobelpreises im jahre 2004 erhielt sie internationalen bekanntheitsgrad. was sie selbst nie wollte. sie ist anders. sie will nicht viel mit den anderen zu tun haben. sie ist viel mehr so wie die frauen, die sie in ihren büchern beschreibt.

das buch hat mich überrascht, da es, je mehr man las, immer mehr an tempo zunahm, man kapierte anfangs nicht genau, worum es jetzt nun genau geht. die ersten 10 seiten stand ich vor einem rätsel, aber dann überzeugt es einen, und man kann kaum mehr aufhören, es zu lesen. nur schade, dass es schon nach 27 seiten vorbei ist.

ot: wolken.heim.
autor: elfriede jelinek
seiten: 27 (insgesamt 63)
verlag: reclam
veröffentlichungsjahr: 1988
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eigene wertung: 1

bahnwärter thiel

der deutschunterricht zwingt uns so zwangsläufig einige bücher zu lesen. vor allem in der ach so stressfreien achten klasse. und diesmal ging es um gerhart hauptmanns "bahnwärter thiel" ... ich hatte das buch schon zuhause, da meine lehrerin schon des öfteren davon gesprochen hatte ... und nun habe ich es auch schon gelesen ...

was einen zu allererst verwundert. das buch hat nicht viele seiten, wie auch schon woyzek von georg büchner (kritik folgt sofort), schafft es der autor, innerhalb weniger seiten das leben und die arbeit des bahnwärter zu beschreiben. und innerhalb der letzten 10 - 15 seiten passiert dann das wirklich interessante. bzw. ist dort dann jener teil, an dem man mit wendungen rechnen darf.

gerhart hauptmann ist einer der wichtigsten autoren des ausgehenden 19ten und angehenden 20ten jahrhunderts. mit bahnwärter thiel (1888) hat er sein wahrscheinlich berühmtestes werk geschaffen. weitere werke sind "vor sonnenaufgang" oder "die weber". 1912 wurde er mit dem literaturnobelpreis bedacht ... übrigens der 12. autor der ihn überhaupt erhielt, und der vierte deutschsprachige.

fazit: die ersten 20-25 seiten passiert eigentlich so gut wie gar nichts. alles geschehene wird so wirklich ohne pathos beschrieben. er liebt eine frau. heiratet sie. sie stirbt zwei jahre später. das ist in 3 sätzen abgehandelt. dass das aber doch nicht so schnell verarbeitet ist, das bemerkt man erst später im buch. das wendungsreiche und auch spannende ende überrascht wahrscheinlich die meisten leser, wobei ich das wirkliche ende (letzte seite) wohl selbst etwas ... dramatischer geschrieben hätte. alles in allem ein interessantes, kurzes büchlein über die psyche eines mannes. dass das buch in der zeit des naturalismus geschrieben wurde merkt man auch hier: der antiheld steht im mittelpunkt, das hässliche, das elend wird herausgehoben ... und alles wird sehr genau beschrieben. ein sicherlich sehr empfehlenswertes buch ...

ot: bahnwärter thiel
autor: gerhart hauptmann
seiten: 43 (insgesamt, mit nachwort usw. 55)
verlag: reclam
veröffentlichungsjahr: 1888
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eigene wertung: 1-

Samstag, November 11, 2006

ein kind

schon wieder bernhard. nein, ich oute mich hier nicht als einer, der alle seine bücher lesen will. das ist auch einfach unmöglich. aber nach heldenplatz, welches ich freiwillig las, wurde uns dieses buch im deutschunterricht auferlegt. wobei ich jetzt sagen muss, dass das sicher keine strafe war.

wie so oft, braucht man etwas länger um in das buch, in bernhards schreibweise hineinzukommen. aber je länger man liest, desto interessanter wird dieses buch. bernhard hat in 5 bänden seine eigene biografie geschrieben. "ein kind" nimmt chronologisch den anfang, war aber das vierte der 5 bücher, das veröffentlicht wurde. die weiteren heißen "die ursache. eine andeutung", "der atem. eine eintscheidung", "der keller. eine entziehung" und "die kälte. eine isolation"

alles fängt mit der geschichte an, dass klein bernhard mit dem waffenrad seines vaters nach salzburg fahren wollte ... und das von traunstein. schon im buch kommt seine enge beziehung zu seinem großvater heraus, die er noch in vielen anderen bücher niederschrieb.

das buch fasziniert irgendwie. ich weiß nicht wieso. es wird vieles viel zu genau beschrieben. normalerweise mag ich das nicht (z.b. das parfum) ... aber diesmal ist es irgendwie ... so realistisch. ja, realistisch. man kann sich das ganze vorstellen, dass es wirklich so gewesen ist.

thomas bernhard ist seit dem besuch im bernhardhaus eine person, die mich beeindruckt. ich wusste das er einer der größten kritiker österreichs war, dass er etwas "komisch" war ... aber trotzdem. irgendwas hatte er. er war von sich selbst so unglaublich überzeugt. ich mag ihn und seine bücher. schade, dass er so bald schon gestorben ist.

ich empfehle jedem menschen, der kein stück von bernhard lesen möchte, sondern ein buch, "ein kind" zu lesen. es ist einfach zu lesen, interessant, fesselnd und eben auch bernhard.

ot: ein kind
autor: thomas bernhard
seiten: 186
verlag: dtv
veröffentlichungsjahr: 1985
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eigene wertung: 2+

Dienstag, November 07, 2006

der traum ein leben

ich bin einer dieser menschen, der sich zu einem freiwilligen referat hinreißen lässt. diesmal: der traum ein leben von franz grillparzer.

im buch geht es um rustan, einem jungen mann, der mit zanga, seinem sklaven loszieht. durch lügen und intrigen wird er zum schlussendlich zum könig gekrönt ... doch danach scheint alles wieder in sich zusammenzustürzen. bis er aus dem traum erwacht.

grillparzer versucht mit "der traum ein leben" klarzustellen, dass das streben nach immer mehr nicht ziel eines gebildeteten menschen sein kann. und, dass doch die grenze zwischen fiktion und realität, zwischen traum und leben kleiner ist, als man denkt ...

das buch ist überraschend einfach zu lesen, und doch ziehen sich die 96 seiten etwas in die länge. wobei man sagen muss, dass ich sowieso nur in ausnahmebüchern 50-100 seiten am tagen lesen kann. und dazu zählt "der traum ein leben" nicht unbedingt.

es ist keineswegs schlecht. die geschichte ist interessant. der schreibstil gut. die ideen überwältigend. das nachdenken danach nötig. aber zu meinen all-time favourites zähle ich dieses buch leider nicht. dazu fehlt im einfach das ... gefühlsvolle, das, was ein buch von all den anderen abhebt.

ot: der traum ein leben
autor: franz grillparzer
seiten: 96
verlag: reclam
veröffentlichungsjahr: 1834
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eigene wertung: 2

heldenplatz

thomas bernhard. lieblingsautor unserer deutschlehrerin. und in vielen schülerohren ein name, der gänsehaut erzeugt. weil ... man ihn nicht lesen kann. scheinbar.

ich habe mir heldenplatz heuer gekauft, als gerade wieder die gmundner festwochen waren. zu dieser zeit waren sie offensichtlich im frick aufgelegt. und ich schlug zu. ohne zu wissen, was mich erwartet und ... ob es mir gefällt.

das stück handelt vom juden josef schuster, ein melancholischer, kritischer und mit einer hassliebe zu österreich behafteter intellektueller mathematikprofessor. während des buches wird er immer nur "der professor" genannt, sein name fällt kaum. seine person bestimmt das ganze stück, jedoch ist er, schon bevor das stück überhaupt begonnen hat, tot; er hat sich aus dem fenster seiner wohnung gestürzt. österreich hat ihn dahingerafft, wie seine hinterbliebenen meinen. nach dem selbstmord treffen diese aufeinander und philosophieren über ihn.

das genial-coole. es gibt keine satzzeichen. aber durch die wunderbare schreibweise des herrn bernhard gelingt es, einen rythmus zu erschaffen, der einen das buch schnell durchlesen lässt.

dass dieses buch, und die aufführung im burgtheater unter regie von claus peymann zu einem der größten theaterskandale der republik österreich geführt hat, ist kaum zu verstehen. das buch werfe ein schlechtes licht auf österreich. und das nur, weil bernhard in seinem buch von nazis schreibt, die auch jetzt noch (oder bzw. damals, 1988) in österreich lebten und agierten. bernhard übertreibt, aber das ist sein größtes stilmittel. aber er hat recht.

ein erschreckend reales bild des heutigen österreichs schuf bernhard damals. noch jetzt ist der stoff realer denn je. ein absolut empfehlenswertes stück, schneller durchzulesen als "beton" oder auch "ein kind". klar, "heldenplatz" ist ein stück, "beton" und "ein kind" sind erzählungen. aber trotzdem.

ot: heldenplatz
autor: thomas bernhard
seiten: 176
verlag: suhrkamp
veröffentlichungsjahr: 1988
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eigene wertung: 1